Donnerstag, 23. Juli 2009
Dienstag, 19.05.09 - Tag 19
Von Heldra nach etwas hinter Creuzburg *g* Reitzeit heute gut 8 Std.

Zum Glück hat es in der Nacht nicht geregnet, mein improvisiertes Dach war also unnötig.
Morgens krieg ich erst mal nen Schreck, da bellt Kira nämlich wie verrückt, weil an der Wiese ein Auto anhält, ein Mann aussteigt und recht lang guggt. Zum Glück haut er wieder ab, keine Ahnung, was das war, aber so total verschlafen und noch im Schlafsack hätt ich keine Lust auf ne Diskussion oder sonst was gehabt!

Erst mal gehts zum Bäcker um die Ecke, Frühstück und bisi Proviant besorgen (lecker!), dann Sachen packen (ich glaub, dass war doch eher umgekehrt *grübel*). Lauter Schnecken an den (nassen) Ponchos *brrrrr-schüttel* - also werden die erst mal an den Zaun gehängt zum Trocknen. Bis alles andere verstaut und zur "Aufsattelstelle" geschleppt ist, sind die Ponchos auch trocken (die Schleimspuren sind auch nur noch zu erahnen *augenroll*) und werden zusammengerollt.

Los gehts um 9:30, wieder erst mal 2 Stunden zu Fuß. Frühstückspause machen wir in einem kleinen Dorf, wo Rasputin die Wegränder an seinem 20m-Seil brav abfrisst. Ne Frau kommt und bietet uns Wasser an. Aber das Gras ist anscheinend saftig genug, trotzdem freue ich mich über diese netten Gesten immer wieder.

In Treffurth liegt ein REWE an der Strecke und so wirds Pferdi wieder geparkt und eingekauft ;-) -->das ist mittlerweile schon totale Routine und meine Tiere nutzen die Zeit für ein Nickerchen...

Die "Mittagspause" findet heut auch mehr oder weniger mitten in der Stadt statt in Mihla. Hab ja im Moment keine Karte, sondern verlass mich ganz auf die Werra-Radweg-Beschilderung. Intelligent wie ich bin *g* dacht ich, ach eh de wieder durch die halbe Stadt eierst (der Radweg legt leider etwas viel wert auf Sehenswürdigkeiten und Stadt und so....) folgst einfach der Werra, da kommste früher oder später wieder richtig raus.....wär bestimmt gegangen, wenn ich der Werra auch in die richtige Richtung gefolgt wäre!!! Schande über mich! Zum Glück fiel mir schon nach recht kurzer Zeit auf, dass das Wasser vorhin noch in die andere Richtung floß irgendwie.....also hieß es zurück und durch die ganze Stadt *stöhn....*

Ein netter Zwischenfall hat mir mal wieder gezeigt, dass manche Leute einfach nicht mitdenken...Mitten im Ort in einer Seitenstraße stehen zwei Stuten mit ihren Fohlen - hinter einem Zaun, wo mein erster Gedanke war, na die trauen sich aber was. Ihr könnt euch einfach so ne Fußballfeld-Umrandung ohne Werbung vorstellen, 1 Metallrohr in ca. 1 m Höhe und sonst nix.
Und promt werden wir von einem mutigen Fohlen verfolgt "hey wer bist du den Großer kann man dich mal zwicken, ach und was ist das für komisches Mini-Pferd das müssen wir doch auch mal erkunden" (Kira flüchet fluchartig *g*). während die Mama hinter dem "Zaun" natürlich am Rad dreht. Ich also zurück, aber Fohli denkt gar net dran, wieder reinzuklettern, schließlich reichts ja, wenn Mama auf der anderen Seite des Zaunes ist...weit und breit natürlich keiner in Sicht...schließlich lass ich es drauf ankommen und folge flott dem Weg, und zum Glück, nach zwei Kurven wird es dem Fohlen doch zu heikel und es macht kehrt. Obs wieder reingeschlüpft ist - keine Ahnung! Aber dort waren rundum Wiesen und wie gesagt, Verkehr erst wieder zwei Straßen weiter, also kann ich das verantworten!

Pausenzeit war längst überfällig und bei Kira konnt man das auch merken...als ich dann an so Wohnblöcken langkam mit schöner (ungemähter) Wiese davor an einer etwas ruhigeren Straße, hab ich beschlossen, hier Pause zu machen, wird die Bewohner bzw. Verwalter wohl nicht stören...genauso war es auch, wir werden freundlich-ungläubig "bestaunt" und ein junges Pärchen mit Kind find ich besonders nett, man kann zwar merken, dass das richtige Stadtmenschen sind ("wie draußen schlafen *blick als würd man ein Ufo sehen*, ja was isst du denn dann - gibts ja keine Microwelle im Wald - und Klamotten? wie bringt man die (inkl. der 10 paar Schuhe, auf die man sich beschränken muss) bloß unter? -ACHTUNG IRONIE!), aber sie sind total hilfsbereit und bringen mir auch Wasser. Das wird aber verschmäht....ansonsten genießen wir die Pause richtig, und nach einiger Zeit kommt noch ein Mann mit nem Eimer über die Straße, will uns auch Wasser bringen, hat den anderen Eimer gar net gesehen. Also wirklich toll die nette Hilfsbereitschaft...

Schließlich ziehen wir weiter, wunderschön im Naturschutzgebiet Richtung Creuzburg. In Creuzburg ist es eigentlich Ankunftszeit und so mach ich mich auf die Suche nach den Besitzern der Pferde, die ich schon gesichtet hab. Die lassen sich mit Hilfe netter Anwohner auch ausfindig machen, leider sind beide Besitzer nicht aufzutreiben....und warten? Das Risiko ist mir auch zu groß. Ich frag noch rum, aber es scheint wirklich so zu sein - hier in Creuzburg ist einfach schon zu viel "Stadt" für Bauern ectr. - es gibt weiter nix. Also heißst es noch mal los - die Tiere sind auch wahnsinnig begeistert :-§ haben sie doch schon längst raus, wenn Frauchen dauernd anhält, klingelt und quatscht, is bald der Tag zuende...

Auf dem Weg ins nächste Dorf frage ich noch zweimal Leute, die mir begegnen, ob jemand Pferde gesehen hat oder ne eingezäunte Wiese im nächsten Ort.
Das wird verneint, und so versuche ich mein Glück bei der Saline Creuzburg - ein alter Gutshof mit Ziegen, Schafen und Wasserbüffeln *staun*. Die sind super nett, aber was eingezäuntes lässt sich nicht auftreiben. Da es aber ideal stehende Bäume mit schön Gras drunter gibt, beschließe ich hierzubleiben und meine Hochseil-Technik anzuwenden - übrigens dass einzigste Mal auf der ganzen Tour! Trotzdem bin ich jetzt, wo so eine Übernachtung nötig ist, froh, dass schon paar mal geübt zu haben (trotzdem flechte ich meine Handynr. in die Mähne - man weiß ja nie!!!). Bis ich mich in den Schlafsack verziehe (leider hat die Gastwirtschaft schon zu, also bleibt die Küche kalt), bleibt Rasputin am langen (liegenden) Seil, damit das Stück, wo er nachts stehen soll, nicht schon abgefressen ist. Mittlerweile hat er es ja echt schon raus, sich nicht mehr im Seil einzuwickeln bzw. sich auch selber wieder auszuwickeln!
Am Hochseil hab ich ihn dann immer im Blick, ich schlaf auf einem Strohbett im offenen Schafstall mit Blick auf den Dicken. Erst ist er ziemlich genervt von den Mücken, aber so ist er SEHR brav. Bißchen Heu leg ich auch noch hin, und siehe da, das wird sogar zuerst verzehrt, bevor es ans grasen geht.

Mit einem Mini-schlechten Gewissen, weil mein Hotte nach einem anstrengenden Tag angebunden schlafen muss (er hat ja trotdzem 15 m hin und her und bestimmt 4m nach rechts und links) leg ich mich dann auch schlafen. Hin und wieder bin ich wach nachts - einmal gewittert es auch und ich bin froh, unterm Dach zu sein und nur den Wind abzukriegen - aber bei Rasputin ist alles ruhig und friedlich.....

Einkauf bei REWE - da kann man schön ausruhen!


Die "Bauernkanzel" - von da oben soll der Bauernaufstand vor hastenichtgesehen wievielen Jahren gestartet sein - meint eine schlaue Tafel am Weg


Wieder schönes Fachwerk überall


Besagtes Fohli (und "Zaun")


Pause in Mihla (ich sitz unter dem Baum, an dem Rasputins Seil befestigt ist)


Wunderschön, die Landschaft und das Wetter, einfach ein Traum




Deutschlands älteste Steinbrücke (irgendwie 13 hundert nochwas)


Die "Creuzburg"


Unser Nachtlager, von meinem Schlafsack aus betrachtet (zwischen den zwei Bäumen lässt sich das Seil erahnen, an dem Rasputin entlanglaufen kann)

...bereits 318 x gelesen